Silberschmiedin Angelina: Glanz für festliche Tafeln
Silbernes Besteck auf dem Tisch ist sehr edel. Werden Messer, Gabel und Löffel noch um passende Platzteller und Schalen ergänzt, ergibt das ein wunderschönes Ambiente. Genau solche Dinge fertigt Angelina. Sie lernt Silberschmiedin.
Ein Silberschmied ist ein Goldschmied, der mit Silber arbeitet – also jemand, der Schmuck herstellt. Haben wir gedacht. Das ist aber falsch: Silberschmiede fertigen vor allem Alltagsobjekte wie Vasen, Kannen, Teller, Schalen oder Besteck, aber auch Kirchenutensilien wie Kelche, Weihrauchkessel oder Monstranzen. All das nennt man im Fachjargon „Gerät“. „Für Gerät werden neben Silber auch andere Metalle wie Kupfer oder Messing verwendet“, klärt uns Angelina auf. Sie absolviert gerade ihr 3. Ausbildungsjahr an der Berufsfachschule für Glas und Schmuck in Neugablonz bei Kaufbeuren im Allgäu.
Der Silberschmied und seine Hämmer
Die Metalle werden Angelina im Schmelzofen erhitzt, bis sie flüssig sind und in eine Form gegossen werden können. Diese sowie fertige Bleche bearbeitet Angelina dann mittels Walzen, Ziehen, Drücken oder Hämmern. Gerade die Hämmer spielen eine große Rolle. Es gibt sie in zig verschiedenen Ausführungen. Da ist zum Beispiel der Planierhammer für eine schöne Oberflächenstruktur. Oder der Ball- bzw. Kugelhammer: Damit werden große oder kleine Kuhlen ins Blech geschlagen. Dazu kommen noch die Punzen. Das sind Schlagstempel, mit deren Hilfe zum Beispiel Kanten gebogen werden. „Jeder Silberschmied hat sein ganz individuelles Sammelsurium an Arbeitsgeräten“, sagt Angelina. 40 Hämmer sind da keine Seltenheit, viele besitzen weit mehr.
Auch Löten, Schweißen und Nieten gehören zum handwerklichen Repertoire eines Silberschmieds. Die ganze Bearbeitung hinterlässt meist unschöne Verfärbungen auf den Werkstücken. Um das Metall davon zu säubern, werden die Silberschmiedearbeiten in Bädern aus Säuren gereinigt und später poliert. Und wow! Die Schale, die eben noch eher grau gefleckt aussah, erstrahlt so in hellem Glanz.
Schnuppern bei den Stahlgraveuren
Vor allem das handwerkliche Arbeiten gefällt Angelina. Dabei hatte sie sich nach dem Abi schon mit dem Gedanken getragen, Kunst zu studieren. Stattdessen ist sie in Neugablonz gelandet. Sie hatte das Gefühl, als 18-jähriges Küken an der Uni zwischen meistens älteren Kommilitonen unterzugehen. Die Berufsfachschule kannte sie, weil sie in der Nähe wohnt. „Meine Mitschüler kommen aber aus ganz Deutschland“, erzählt sie. Sie wohnen in WG’s in der Nähe der Schule. Schön ist für Angelina, dass sie auch in die Bereiche der Stahlgraveure, Glas- und Porzellanmaler sowie der Goldschmiede hineinschnuppern kann, wenn sie das für ihre Arbeit braucht. Deren Werkstätten liegen gleich nebenan. Silber- und Goldschmiede durchlaufen ohnehin das erste Ausbildungsjahr gemeinsam, bevor sich die Fachrichtungen teilen. Die Klassen sind klein. Nur maximal sieben Schüler pro Jahrgang sind es bei den Silberschmieden.
An der Berufsfachschule hat Angelina genau ihr Ding gefunden. Sie kann ihre eigenen Gegenstände entwerfen und dann nach ihren Vorstellungen umsetzen. Ihre Leidenschaft ist dabei ihr Kapital. „Wer liebt, was er tut, wird auch erfolgreich sein“, davon ist sie überzeugt. Beweis: Bereits jetzt hat sie für die Zeit nach der Schule eine Anstellung als Schmuckillustratorin und Designerin bei einem Goldschmied in Berlin. Und das, obwohl sie ihre Gesellenprüfung erst noch ablegen muss. Ziemlich cool!