Kirchenmaler Florian: Farben, Pigmente und Gold
Pausbackige Engelchen, streng blickende Heiligenfiguren, knarzende Kirchenbänke, bemalte Wände: Ihnen allen verhilft Kirchenmaler Florian zu neuem Glanz.
Wenn Florian das Blattgold aufnimmt, darf es auch nicht den kleinsten Windhauch geben. Am besten, er atmet ganz flach oder gar nicht, bis es ordentlich aufgetragen ist. „Blattgold ist so hauchdünn, dass es sofort wegweht“, erklärt er. Tatsächlich ist es nur ein Achttausendstel Millimeter dick. Das ist bis zu 500 Mal dünner als menschliches Haar. Das Auftragen des Blattgolds nennt sich Anschießen. Dafür arbeitet Florian mit einem speziellen Pinsel, dem Anschießer-Pinsel. Er ist acht Zentimeter breit und hat damit dasselbe Maß wie das quadratisch gewalzte Blattgold. Bevor er das Blattgold mit dem Pinsel hochnehmen kann, muss Florian diesen statisch aufladen. Dazu streicht er sich mit dem Pinsel durch die Haare, über die Wange oder den Arm. „Dann funktioniert der Anschießer wie ein Magnet“, schmunzelt er.
Exakter Farbton
Auf das Vergolden wird in der Ausbildung zum Kirchenmaler großen Wert gelegt. Der Beruf umfasst aber noch viel mehr. „Im Grunde setzen wir fast alles instand, was es in einer Kirche gibt: von den Fresken an den Wänden über geschnitzte Figuren bis hin zu den Altären und dem Gestühl.“ Immer kommt eine andere Technik zum Einsatz. Bei den Wandmalereien zum Beispiel benutzt Florian spezielle Pigmentfarben. „Damit die Bilder genauso aussehen wie ursprünglich, wird jeder Farbton extra angemischt“, erklärt er.
Kalken und maserieren
Außerdem werden Wände vor allem in den alten Kirchen nicht – wie heute sonst üblich – einfach weiß gestrichen, sondern gekalkt. „Das ist eine Technik, die die Menschen früher verwendet haben“, weiß er. Statt mit Pinsel und Rolle arbeitet man da mit einem Waschl – einer Kleisterbürste. Auch das Maserieren ist etwas, das man nicht mehr kennt. Was heute maschinell funktioniert mit Pressspanplatten und Furnier, hat man früher von Hand hergestellt: Holzimitat. „Man hat sich für eine Tür zum Beispiel irgendein billiges Holz genommen. Das hat man dann so bearbeitet und bemalt, dass es später wie ein edles Holz anmutete. Maseriert eben“, grinst Florian. Klar, dass er das auch können muss, denn schließlich sollen die restaurierten Teile wieder so aussehen wie damals.
Auch mal ordentlich hinlangen
Neben all den schönen und filigranen Tätigkeiten darf man sich als Kirchenmaler auch nicht scheuen, hin und wieder ordentlich zuzupacken. „Es fällt schon auch mal Dreckarbeit an“, erzählt Florian. „Wenn wir alten Putz von den Wänden klopfen oder irgendwo erst einmal schaufeln müssen, um ein Objekt freizulegen. Da haben dann doch ein paar Kollegen während der Ausbildung hingeschmissen“, erinnert er sich. Und das, obwohl sie nur 13 Schüler waren in der Berufsschule in München – 13 aus ganz Deutschland. Florian hat eben einen seltenen Beruf. Diesen liebt er aber sehr.
Kirchenmaler und Kunstgeschichte
Eines seiner Highlights waren Restaurierungsarbeiten in der Klosterkirche in Dillingen. Dort hatte es 2005 in einer Seitenkapelle gebrannt. Alles war schwarz. Also machten sie Florian und seine Kollegen von den Wiegerling Werkstätten in Gaißach daran, die fein geschnitzten Altäre aus dem Hoch-Rokkoko wieder herzustellen. Hoch-Rokkoko? Was war das nochmal? „Keine Angst, das lernt man während der Ausbildung“, sagt Florian augenzwinkernd. „Ansonsten kommt es vor allem darauf an, dass man handwerklich geschickt ist und offen für Neues“, weiß er.