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Keramikerin: Der Glücksmoment beim Ofenausräumen

Keramikerin: Der Glücksmoment beim Ofenausräumen

Yulia und Lisa stecken mitten in ihrer Ausbildung zur Keramikerin. Damit haben sie sich einen eher ungewöhnlichen Beruf ausgesucht. Für Yulia, die aus Russland kommt, ist er ein Kindheitstraum.

Bauchige Kännchen, mit Blumen, Streifen und Punkten gemusterte Teller und Tassen, Butterdosen in Grün-Blau, glänzende Kugeln in leuchtend bunten Farben für den Garten, witzige, dickbauchige Figuren, die man in die Beete stellen kann, frostsichere Blumensteine für draußen, dazwischen kleine Tischaccessoires wie Salz- und Pfefferstreuer: Kaum etwas ist so bunt und vielfältig wie ein Töpfermarkt. Wie schön es ist, ein Teil dieses Treibens zu sein, wissen Lisa und Yulia. Sie lernen den Beruf der Keramikerin bei Ralf Kretschmann im Allgäu.

Die Mitte der (Dreh-)scheibe

In der Werkstatt geht es natürlich viel ruhiger zu. Viele Arbeitsschritte sind notwendig, bis eine Keramik fertig ist. Die Herstellung beginnt damit, den Ton anzumachen. „Alte Tonreste und neue Tonmasse werden im Tonschneider geknetet und homogenisiert, damit sie gut formbar ist“, erklärt Lisa. Je nachdem, ob sie eine Tasse, eine Vase, ein Kännchen oder ähnliches herstellt, wiegt sie den Ton für das jeweilige Produkt ab: zum Beispiel zehn Portionen á 400 Gramm. Anschließend geht es damit auf die Drehscheibe. „Wichtig ist, den Ton zu Beginn der Formgebung in der Mitte der Drehscheibe zu zentrieren“, weiß Lisa. „Sonst wird alles schief“, lacht sie. Das macht aber nichts, denn dann fängt man halt nochmal an.

Zwei Tage im Ofen

Meistens dreht der Chef ein Musterexemplar vor. Yulia und Lisa drehen dieses dann nach. Ist die Grundform fertig, folgen die Detailarbeiten: da ein Henkel, dort die Löcher für ein Sieb. Dann wird die Oberfläche geglättet und die Keramik darf trocknen. In anderen Werkstätten werden die Teile nun das erste Mal gebrannt, bevor sie mit Glasurfarben bemalt werden. Bei Ralf Kretschmann wird die Keramik traditionell roh mit Engobe bemalt und nur einmal gebrannt. Zwei Tage bleiben die Stücke im Ofen. „Es dauert nicht lange, bis so ein Ofen auf 1245 Grad aufgeheizt ist“, erklärt Lisa. „Dann wird die Temperatur 45 Minuten gehalten. Die restliche Zeit benötigt der Ofen um wieder Abkühlen.“ Zum Ausräumen muss sie Sicherheitshandschuhe tragen. Und obwohl die eine oder andere Brandblase zum Beruf der Keramikerin dazugehört, ist das der schönste Moment. Wenn sie sieht, dass die ehemals blassen Farben plötzlich leuchten, dass Form und Glasur perfekt zueinanderpassen. „Diese Verwandlung ist jedes Mal aufs Neue faszinierend!“, schwärmt sie.

Skulpturenkunst in Peru

Neben Garten- und Gebrauchskeramik hat Lisa sich auch schon an Skulpturen und Masken versucht. Dazu war sie eine Woche bei einem Keramiker in Peru. „Das war ein ganz anderes Arbeiten, so ohne Maschinenpark, mit einem Holzofen zum Brennen“, beschreibt sie. Eine tolle Erfahrung auf jeden Fall! Ihre Kreativität ausleben kann sie aber auch in ihrem Ausbildungsbetrieb. Immer wieder kommen Aufträge, die die Routine sprengen. Erst kürzlich durfte sie ein Kindergeschirr mit Einhörnern bemalen. So was macht sie einfach glücklich!

Nur wenige Werkstätten bilden den Beruf Keramiker/-in selbst aus. Deshalb gibt es in Landshut eine spezielle Fachschule.

Lexhaller | 27. September 2019
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